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Fayence-Kanne aus dem Benediktinerkloster Schwarzach

Seit 1961 steht die barocke Offizin der Apotheke des ehemaligen Benediktiner-Klosters Schwarzach im Deutschen Apotheken-Museum. Von der ehemaligen Gefäßausstattung befinden sich auch einige hochwertige Fayencen in der Sammlung. Nun konnte durch eine großzügige Schenkung ein weiteres Gefäß dieser außergewöhnlichen Serie in den Bestand aufgenommen werden.

Die 17 cm hohe Kanne mit Henkel und Ausgusstülle trägt die Aufschrift „Sÿr(upus) Domestic(us)“ (Kreuzdornbeeren-Sirup). Damit befinden sich nun 13 Gefäße – Sirupkannen und weitmündige Albarelli – im Deutschen Apotheken-Museum (ein Teil als Leihgabe der Sammlung Walter Dörr). Sie sind in der originalen Offizin und damit nach mehr als hundert Jahren wieder an ihrem ursprünglichen Standort zu bewundern!

Das Mobiliar der Klosterapotheke – in hellgrün und Gold gefasst – wurde um 1720 gefertigt. Etwa 1760 erhielt sie eine neue Gefäßausstattung. Dazu gehörten auch die kunstvoll gefertigten Fayencen, hergestellt in der Manufaktur Durlach. Die Glasur ist milchig-weiß, die zierliche Bemalung in Blau zeigt eine assymetrische Rocaille-Kartusche mit dem Wappen des Klosters Schwarzach: eine Hand mit Blütenzweig wird flankiert von Abtsmitra und Krümme des Abtsstabes. Einige Gefäße tragen die Bodenmarke „S“, die dem Durlacher Fayence-Maler Georg Jakob Strohm (ca. 1738 – vor 1820) zugewiesen wird. Die übrigen, die keine Bodenmarke tragen, stammen vermutlich von Cyriakus Löwer (1729 – 1814), Strohms Lehrer und einer der bedeutendsten Durlacher Fayence-Maler.

Nach der Säkularisierung des Klosters um 1803 wurde die Einrichtung vom örtlichen Stadt-Apotheker übernommen. Ende des 19. Jh. ersetzte der damalige Besitzer die Gefäßausstattung, die nicht mehr den gesetzlichen Bestimmungen entsprach. Die barocken Gefäße wurden verschenkt oder verkauft und dadurch nachfolgend im Kunsthandel teils weit verstreut.

Über 80 der wunderschönen Fayencegefäße – weitmündige Albarelli und Sirupkannen – sind bis heute erhalten! Die Gefäße verteilen sich auf verschiedenste Sammlungen. Allein 54 Stück (20 Sirupkannen und 34 Albarelli) befinden sich seit 1892 im Stadtmuseum Baden-Baden. Dazu gibt es Objekte u.a. in Karlsruhe (Badisches Landesmuseum), Köln (Stadtmuseum), Basel (Sammlung Roche) und Washington (National Museum of American History, ehemals aus der Sammlung des jüdischen Apothekers Jo Mayer in die USA gelangt). Wenige oder Einzelstücke sind in weiteren öffentlichen und privaten Sammlungen.

Die anderen Gefäßtypen der barocken Ausstattung – die sehr wahrscheinlich aus Glas, Holz und Zinn gefertigt waren – kennen wir heute nicht mehr. Vielleicht waren sie ebenso kunstvoll gestaltet, haben sich aber wohl leider nicht erhalten.

Text: Claudia Sachße

Literatur/Quellen:

W.-H. Hagen Hein, D.A. Wittop Koning, Apothekengefäße der Durlacher Fayence-Fabrik. Pharmazeutische Zeitung 1980, 25-27.

E. Huwer, Das Deutsche Apotheken-Museum. Schätze aus zwei Jahrtausenden Kultur- und Pharmaziegeschichte (2015) 62-63, 178.

O. Riesebieter, Die deutschen Fayencen des 17. und 18. Jahrhunderts (1921) 141-142.

R. Stratmann-Döhler, Durlacher Fayencen. Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe NF, H2 (1995), 31, 99.

www.baden-baden.de/stadtportrait/kultur/stadtmuseum/aus-der-sammlung/

americanhistory.si.edu/collections/search/object/nmah_993490