Als Lagerplatz für sämtliche Materialien, die nicht als täglich benötigter Handvorrat in den Standgefäßen, und Schachteln in der Offizin gelagert wurden, nutzte der Apotheker vorwiegend zwei Bereiche.
Die am günstigsten auf dem Dachboden angesiedelte Material- und Kräuterkammer diente für trocken aufzubewahrende Materialien wie Pflanzen und ab dem 19. Jh. auch Chemikalien. Dafür charakteristische Einrichtungsgegenstände waren, neben großen Vorratsgefäßen (Krügen, Korbflaschen etc.) und Trockengestellen, einfache, hohe Regale mit geräumigen Schubladen.
Der Arzneikeller wurde für kühl zu lagernde Materialien, z. B. für Fette, Salben, Öle und Flüssigkeiten, genutzt. Als Folge der Industrialisierung galt es, ab dem Ende des 19. Jh. auch zunehmend "Arzneispezialitäten" (heute sagt man dazu Fertigarzneimittel) sachgerecht zu lagern.
Der nach frischen und getrockneten Kräutern duftende Museumsraum "Material- und Kräuterkammer" (Raum 7, Abb. 1) wird von dem abgetreppten Schubladenschrank (Abb. 2) aus der Stadtapotheke in Mosbach dominiert. Er entstand um 1700 und stellt eines der ältesten Möbel der Museumssammlung dar. Auffällig ist die Gestaltung der drei untersten Schubladenreihen: Jede Lade kennzeichnen neben der Signatur drei weiße Kreuze: Sie sind als Warnzeichen im Sinne einer Vorsichtsmaßnahme gedacht, denn in diesen Schubladen wurden deutlich getrennt von den üblichen Stoffen die stark wirksamen Drogen gelagert, z.B. Digitalisblätter (Fingerhut, Herzmittel) oder Samen der Herstzeitlosen.
Verschiedenste Geräte veranschaulichen in diesem Raum den Weg der Weiterverarbeitung der vorrätigen Materialien: Zum Zerkleinern von Wurzeln und Rinden dienten u.a. Wiegemesser (Abb. 3). Unverzichtbare Gerätschaften waren auch Mörser und Reibschalen. Die großen Waagen in der Mitte des Raumes dienten zum Abwiegen größerer Mengen von Kräutern.