Das Deutsche Apotheken-Museum
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Frühe „Reagenzgläser“

Zwei einfache kleine Gefäße aus Glas – ein bauchiges Nönnchen sowie ein Zylinderfläschchen – erwecken mit ihren handbeschrifteten Anbindesignaturen beim ersten Blick den Anschein gewöhnlicher Abgabegefäße mit Informationen für den Patienten zur verabreichten Arznei. Sie dienten aber einem ganz anderen Zweck.

Die dünnwandigen Gefäße stammen aus einer Apotheke in Rottenburg. Das Schriftbild der Signaturen und die Formen deuten auf eine Entstehung und Nutzung im späteren 18. oder früheren 19. Jahrhundert. Der nähere Blick auf die Schrift auf dem Signaturschild zeigt: Sie dienten gewissermaßen als „Reagenzgläser“ bei chemischen Prozessen im Labor eines Apothekers. Die kleinen Notizen beschreiben, aus welchem Stadium des jeweiligen Reaktionsprozesses der ehemals vorhandene Inhalt stammt. Die Anbindesignatur des Nönnchens ist leicht beschädigt, der Text nur schwer zu entziffern und unvollständig: „Flüssigkeit mit Salzsäure gefällt; bleibt un… in Salpetersäure“.

Besser lässt sich die Signatur des Zylinderfläschchen entziffern: „Vom 2ten Kolben der weiße Bodensatz wurde durch …fur-Amonium sogleich gelbgrün gefällt.“ Während das Nönnchen weißliche Rückstände enthält, ist das zweite Fläschchen heute leer.

Text und Foto: Caudia Sachße, Deutsches Apotheken-Museum