Einen gewichtigen Neuzugang können die Besucher ab jetzt in der Klagenfurter Offizin bewundern: Ein Prunkmörser, gegossen 1636 für Apotheker Christoph Krösl in Amberg, besticht bei stolzen 92 kg Gewicht durch seine elegante Form und filigrane Gestaltung (Inv.-Nr. V A 392). Der Korpus ist zylindrisch, der Lippenrand über den Henkeln schräg ausgestellt. Unterteil und Randzone sind profiliert, der glatt gehaltene mittlere Mantelteil ist oben und unten jeweils gerahmt von einem Fries mit Akanthusblättern. Auch die gegenständigen Delphinhenkel tragen Akanthusauflagen.
Auf der einen Seite nennt eine von Voluten gerahmte rechteckige Kartusche den Besitzer und das Herstellungsjahr: „CHRISTOPH: / KRÖSL APODE: / IN AMBERG / M DC XXX VI“. Auf der Rückseite findet sich ein Wappen mit einem steigenden Löwen; es ist jedoch nicht das damals für Amberg typische Wappen mit Pfälzer Krone und bayerischen Rauten. In der rechten Pranke hält der Löwe zwei Utensilien: Ein länglicher Stab mit zwei Kerben lässt sich als Krösel- oder Fügeeisen identifizieren. Dieses typische Arbeitsgerät der Glaser steht sonst als Wappen- oder Zunftzeichen für den Glaserberuf; in unserem Fall repräsentiert es als „sprechendes“ Wappen den Namen des Auftraggebers. Das zweite Objekt, eventuell ein Pfeil, ließ sich bislang nicht identifizieren. Die schwarzbraune Patina zeigt besonders auf der wappenseitigen Fläche des Mantels sowie an unterem Rand und Lippe Anzeichen von Grünspan. Beigegeben ist ein jüngeres, nicht original zugehöriges Pistill.
Christoph Krösl ist erstmals 1626 als Stadt-Apotheker in Amberg belegt durch die Übertragung des Bürgerrechts. Später ist er mehrfach auch als Äußerer Rat der Stadt nachweisbar. Der Standort seiner Apotheke um 1636 ist leider unbekannt. Erst später sind durch verschiedene Grundstückskäufe Standorte von Haus oder Apotheke nachgewiesen.
Die Stadt Amberg blickte zu dieser Zeit als ehemalige Residenz der Oberpfalz auf eine jahrhundertelange Zugehörigkeit zur Pfälzischen Linie der Wittelsbacher zurück – und damit auch auf eine enge Verbindung zur kürfürstlichen Residenz in Heidelberg. Als Rat der Stadt Amberg war Krösl Zeitzeuge der Vorgänge, die auf die Krönung des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. zum böhmischen König und die Schlacht am Weißen Berg 1620 folgten: der Wegfall der Oberpfalz von der Kurpfalz und ihre Belehnung an Maximilian von Bayern, was für Amberg ein Ende der Residenzfunktion bedeutete.
Unsicher ist, in welcher Werkstatt der Mörser gegossen wurde. Für 1670 ist ein Glockengießer Thomas Baur für Amberg belegt, im selben Jahr lässt sich Friedrich Böheim nachweisen. Weitere Informationen sind nicht bekannt.
Dieser Prunkmörser konnte mit dankenswerter Unterstützung des Fördervereins Deutsches Apotheken-Museum e. V. für die Sammlung erworben werden. Unser Dank für hilfreiche Informationen gilt Ralf Jena (Slg. Jena, Essen), Dr. Harald Drös (Heidelberger Akademie der Wissenschaften) sowie Dr. Johannes Laschinger (Stadtarchiv Amberg).