In die Münchener Residenz und die dort situierte Hof-Apotheke führt uns eine Rezeptnotiz des Königlich bayerischen Hof- und Leibapothekers Franz Xaver Pettenkofer (1783–1850), der Onkel des berühmten Hygienikers Max Pettenkofer (1818–1901).
Er war 1823 unter Maximilian I. Joseph (1756–1825) in diese Position berufen worden als Nachfolger seines Lehrherrn Balthasar Brentano à Moretto. Auf der – leider undatierten – Notiz verzeichnete er die Zutaten und Herstellungsanweisung für »Besnardische Pillen« aus Ochsengalle, Aloe- und Löwenzahnextrakt sowie Eisenvitriol.
Der Name Besnard findet sich in Pettenkofers direktem Umfeld, wenn auch zeitlich etwas früher: Franz Joseph von Besnard (1749–1814) war Leibarzt von Maximilian I. Joseph. Er machte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt durch seine Tinctura antisiphilitica Besnardi, auch »Besnardisches Mittel« genannt, das Besnard den Quecksilber-Therapien gegen die Syphilis und »venerische Krankheiten« entgegensetzte und selbst veröffentlichte. Diese Tinktur enthielt Weinsteinsalz, Opium, Zimtwasser, Gummi arabicum und kohlensauren Ammoniak. In der Fachliteratur wurde sein Mittel jedoch nach Versuchen als ungenügend bis unwirksam angesehen. Vielleicht wurden die im vorliegenden Rezept beschriebenen Pillen – die in der Zusammensetzung allerdings abweichen – ebenfalls als antisyphilitisches Mittel eingesetzt.
Quellen:
Johann Andreas Buchner, Andenken an den königlich bayerischen Hof- und Leib-Apotheker Dr. F. Xav. Pettenkofer. Repertorium für die Pharmacie 1850 (Sonderabdruck).
Franz Joseph von Besnard, Ernsthafte auf Erfahrung gegründete Wahrnungen an die Freunde der Menschheit gegen den Gebrauch des Quecksilbers in venerischen Krankheiten. Erstes Heft, München 1811.3)
Friedrich Wilhelm Oppenheim, Die Behandlung der Lustseuche ohne Quecksilber oder die nicht merkuriellen Mittel und Methoden. 1827, 229f.