Ein Flohmarktfund war einst die Handkasse des „Deutschen Pharmaceuten-Vereins“. Aus massiven Eisenblechen gefertigt, trägt die Kasse einen Scharnierdeckel mit Griff und ein noch voll funktions-fähiges Schloss. Sie ist kunstvoll bemalt mit Imitation von Wurzelfurnier und Goldbandeinlagen, während die Innenwände dezent in Dunkelblau gehalten sind.
Die Gründung eines ersten Vereins mit diesen Namen lässt sich im Jahr 1849 benennen, verbunden mit der Herausgabe der ersten Form der „Pharmazeutischen Zeitung“. Der Verein existierte jedoch nur wenige Jahre.
Ein weiterer Verbund dieses Namens lässt sich ab 1870 benennen. Die Vermehrung der Apotheken nach Gründung des Deutschen Reiches und dem damit verbundenen Wirtschaftsaufschwung bedingte ein vermehrtes Interesse am Apothekerberuf und eine zu hohe Nachfrage nach Konzessionen. Die Situation der nichtkonzessionären Apotheker war somit verschärft. Neben dem „Deutschen Apotheker-Verein“ als Zusammenschluss ausschließlich von Apothekenbesitzern entstand ein „Deutscher Pharmaceuten-Verein“, der vor allem die meist jungen, nichtbesitzenden Apotheker vertrat und bemüht war, in deren Interesse die Apothekengesetzgebung zu beeinflussen.
In diese Zeit weist auch das Erscheinungsbild der gewichtigen Kasse mit der Verzierung in typischer Gründerzeit-Manier. Ab 1895 nahm der Verein die Interessen beider Gruppen war und wurde umbenannt in „Pharmazeutische Vereinigung für Deutschland“. Damit lässt sich die Herstellungs- und Nutzungszeit der Kasse recht gut auf die Zeit zwischen 1870 und 1895 eingrenzen.
Text: Claudia Sachße, Deutsches Apotheken-Museum
Literatur:
Ch. Friedrich/W.-D. Müller-Jahncke, Geschichte der Pharmazie II (2005) S. 878f.
Friedrich Kober, Zum fünfzigsten Jahrgang. Süddt. Apotheker-Zeitung 1910, S. 20.