Zahlteller mit Werbemotiv waren in Apotheken der 1930er-Jahre ein gängiges Ausstattungselement.
Dieses Stück stammt aus der Alten Apotheke in Königstein/Taunus.Mit dem Aufkommen moderner Druckverfahren und deren Weiterentwicklung vervielfachten sich seit Ende des 19. Jahrhunderts die Materialien und Objekte, bei denen diese Verfahren zur Anwendung kamen. Mittels Steindruck, Druck, Versilberung, Blattvergoldung oder Ätzung konnteauch Glas als neuartiger Bildträger eingesetzt werden. Produktwerbung wurde nun auf allen möglichen Objekten und Oberflächen platziert.
Das schwere Pressglasmodell wurde von der 1896 gegründeten Glasplakatefabrik Offenburg KG hergestellt, wie der Schriftzug auf der Rückseite des Tellers und das dortige Logo, ein Tannenbaum und die Buchstaben »G – O«, verraten. Die Firma galt weltweit als herausragender Hersteller von Glasplakaten, deren Entwürfe oft von bekannten Plakatkünstlern stammten.
Die »Rheila-Perlen« (Rheinische Lakritzperlen), ein Hustenpräparat auf Süßholzbasis, wurden als »vorbeugend gegen Husten und Heiserkeit« und besonders geeignet für »Raucher, Redner und Sänger« beworben. Der in Bonn geborene August Diedenhofen (1887–1975) brachte sie unter diesem Namen 1924 erstmals auf den Markt. Zuvor hatte er als angestellter Apotheker in Davos, Baden-Baden, Borkum und Hamburg-Barmbeck Erfahrungen im Apothekenbetrieb gesammelt und schließlich 1915 die Apotheke am Markt in Uerdingen erworben. Dort stellte er die ersten »Rheila-Perlen« her und professionalisierte Herstellung und Vertrieb durch die Gründung der »Firma Diedenhofen«. Das Mittel war bald so erfolgreich, dass Diedenhofen seine Apotheke verkaufte und sich ganz auf die Fabrikation konzentrierte. Diese verlegte er zunächst ins rheinische Mehlem und ab 1929 auf ein größeres Firmengelände in Bad Godesberg.
Die abgebildete Verpackung von Rheila-Perlen gestaltete der Bad Godesberger Künstler Ludwig Josef »Louis « Ziercke (1887 bis 1945) wohl für die erste industrielle Produktion ab 1926. Ziercke unterhielt neben seiner Arbeit als freier Künstler ab 1923 auch ein Grafikbüro in Bad Godesberg. Zu seinen Kunden für Werbegrafik und Auftragsgestaltung zählte in den 1920-/30er Jahren auch August Diedenhofen.
Zusammen mit anderen Sachspenden kam dieser Zahlteller aus der Sammlung von Hildegard Würz (1941-2017) in den Museumsbestand. Sie war von 1980 bis 1999 Pächterin der Alten Apotheke in Königstein/Taunus.
Text und Foto: Claudia Sachße, Deutsches Apotheken-Museum